Grauammer 1 bis 4

Eine Unerwartete Serie

In meinem letzten Beitrag habe ich über meine Serie “Above Our Heads” berichtet. Während ich diese mit voller Absicht erstellt habe, musste ich feststellen, dass Serien auch einfach passieren können. So geschehen ist das neulich bei meiner Grauammer-Serie. 

Die Grauammer ist Österreichs vogel des Jahres 2024

Die Grauammer ist ein kleiner Vogel mit einem ursprünglich sehr weit gesteckten Verbreitungsgebiet von Europa bis Nordafrika und Asien. Ihr bevorzugtes Habitat besteht aus offenen Landschaften mit einzelnen Bäumen oder Büschen und einer dichten Bodenvegetation. Landschaften, wie sie in Mitteleuropa vor allem als extensiv genutztes Grünland, Ackerränder und Brachen anzutreffen sind. Leider nimmt die Zahl an Grauammern aber seit den 80ern in vielen Ländern Europas stark ab. Schuld sind Veränderungen in der landwirtschaftlichen Nutzung. Um auf diese Veränderungen und die rückläufigen Populationen aufmerksam zu machen, hat BirdLife Österreich die Grauammer zu Österreichs Vogel des Jahres 2024 gekürt. Grund genug, um ein (1!) Tierportrait anzufertigen. Nachdem ich zuletzt vor allem Tuschezeichnungen gemacht habe und mir diese Technik folglich gerade leicht von der Hand geht, wollte ich meine Übung auch für mein neuestes Projekt nutzen. Die Stimmung in der Zeichnung sollte die dramatische Lage für Grauammer widerspiegeln und düster wirken. Außerdem wollte ich versuchen, ein wenig Symbolismus einzubauen. Da der Gesang von Grauammern an das klirrende Zusammenstoßen von Schlüsseln an einem Bund erinnert, sollte ein Schlüssel im Bild als Referenz darauf dienen. 

Beginn des Zeichnenprozesses

Die Grundidee war also abgesteckt. So begann ich mit meiner Zeichnung. Und der erste Vogel entstand in Tusche auf Papier. Zusätzlich wollte ich die Grauammer mit Aquarellfarben etwas hervorheben, während ein Hintergrund in Graphit die düstere Stimmung einfangen sollte. 

Grauammer 1- Aquarell und Graphit auf Papier, A3

War Tusche das falsche Medium?

Doch irgendwas fühlte sich nicht richtig an. Hatte ich nicht auf die richtige Technik gesetzt? Würde eine reine Graphitzeichnung besser aussehen? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Ich setzte mich also hin und zeichnete das ganze Bild nochmals in einem kleineren Format in Graphit. 

Grauammer 2 – Graphit auf Papier, A4

War die Komposition das Problem?

Am Ende war ich auch mit der Graphitversion nicht ganz zufrieden. Lag es vielleicht nicht an der Technik, sondern an der Komposition? Nun hatte ich bereits so viel Zeit mit diesem Motiv verbracht, dass ich zumindest ein Bild haben wollte, mit dem ich halbwegs zufrieden bin. Was tat ich also? Ich setzte mich wieder hin und begann von vorne. Diesmal habe ich den Schlüssel vom Nussbaum genommen und ihn der Ammer direkt unter den Fuß geschoben. Außerdem habe ich das gesamte Bild in Tusche und Aquarell gezeichnet, um die Stimmung durch Farbe zu unterstreichen und der Zeichnung Tiefe zu verleihen. 

Noch einmal in Tusche und Aquarell

Grauammer 3 – Tusche und Aquarell auf Papier. Diese Version ist tatsächlich käuflich zu erwerben.

Das Ergebnis gefiel mir deutlich besser. Während ich allerdings das letzte Bild anfertigte, kam mir die Idee, den Vogel auf einem Schlüsselboard zu platzieren. Die Ammer würde ich dabei in Graphit zeichnen, während ich den Hintergrund für einen stärkeren Kontrast farbig machte. Da ich meine geplante Liste an Zeichnungen diesen Monat ohnehin nicht mehr erfüllen hätte können, setzte ich auch diese Idee um. Wobei ich es ein wenig bereue, für dieses Bild Farbstifte verwendet zu haben. Vermutlich wäre Aquarell für den Hintergrund eine bessere Wahl gewesen. Die Farbstifte scheinen das Bild unnötig zu beschweren und die Details bei den Schlüsseln hätte ich mit einer anderen Technik schöner herausarbeiten können. 

Grauammer 4 – Graphit und Farbstift auf Papier, A4

Das Ergebnis

So habe ich also einen ganzen Monat mit nur einem einzigen, kleinen Motiv verbracht. Mit dem Ergebnis, dass ich jetzt eine Grauammer frei aus meinem Gedächtnis zeichnen kann. Und der Erkenntnis, mich in Zukunft von Symbolismus fernzuhalten 😉

Die Version in Tusche und Aquarell ist übrigens käuflich als Original und Print erhältlich. Etwa im März beim WAMP oder demnächst auch online in meinem Etsy-Shop