Letztes Wochenende habe ich einen Marktstand auf dem Kunst- und Designmarkt in Linz betrieben. Was sich schnell als eine Lernerfahrung und weniger als eine Gelegenheit, Kund:innen anzuziehen, entpuppte.
Ich arbeite immer noch 30 Stunden pro Woche in einem Job, der allgemein als „richtig“ angesehen wird (wissenschaftliche Kommunikation an einer Universität). Ich bin also in der glücklichen Lage, dass ich kein regelmäßiges Einkommen mit meiner Kunst erzielen muss. Meine Ausgaben sind gedeckt. Meine Kunst ist zurzeit noch ein Hobby. Allerdings ein sehr ernsthaftes. Eines, das meine gesamte Freizeit in Anspruch nimmt. Eines, das mich dazu bringt, morgens um 6 Uhr aufzustehen (obwohl ich alles andere als ein Morgenmensch bin), um eine Stunde lang zu zeichnen, bevor ich mich auf den Weg ins Büro mache. An den Wochenenden besuche ich zusätzlich einen Lehrgang für Mediendesign – hauptsächlich, um offiziell einen Abschluss in einem kreativen Bereich in der Tasche zu haben. (Leider gibt es in Österreich keinen Studiengang für Illustration, aber in den letzten Monaten ist mir auch die Designarbeit immer mehr ans Herz gewachsen).
Was ich damit sagen will, ist, dass ich neu in der Kunstbranche bin und viele ihrer Eigenheiten sind mir noch nicht geläufig. Mein Ziel für dieses Jahr ist es also, etwas Licht ins Dunkel zu bringen und neue Dinge auszuprobieren, die direkt oder indirekt zu Einnahmen führen könnten. Auf meiner Liste stehen Kunstwettbewerbe, Ausstellungen, Merch-Design und – der Titel hat es verraten – Kunstmessen.
Letztes Wochenende haben wir also das Auto mit Kunstsachen vollgestopft und sind zum Design- und Kunstmarkt in Linz gefahren. Ich hatte einige Originale im Gepäck, sowie Kunstdrucke und Postkarten. Davor habe ich Wochen damit verbracht, Sachen zu organisieren und zu bestellen. Ich habe mir sogar einen IKEA-Hack ausgedacht und wir haben einen Standrahmen aus Ivar-Seitenteilen gebaut, um meine Arbeiten zu präsentieren. Ich kam nicht unvorbereitet. Ich hatte einen Plan. Seine Ausführung jedoch wurde bald zu einer Lernerfahrung. Aus der ich folgendes mitgenommen habe:
1. Concept stores sind kein Konzept für Designmärkte:
Die Sache ist: Ich liebe Konzeptläden. Cafés, die auch Musikplatten verkaufen, Blumenläden, in denen man Kunst kaufen kann, oder auch Einrichtungsgeschäfte, die mit Eisdielen kombiniert sind. Diese Idee nahm ich mit auf den Kunst- und Designmarkt und wollte bedruckte T-Shirts mit meinen realistischen Bleistiftzeichnungen kombinieren. Also hängte ich meine Kunst neben den T-Shirts auf meinem Ivar-Rahmen auf… und war begeistert, wie es aussah. Aber ich war der Einzige. Es schien potenzielle Kunden nur zu verwirren, und so ertappte ich mich dabei, wie ich meinen Stand nach ein paar Stunden umorganisierte.
2. Menschen wollen keine sperrigen Sachen herumschleppen:
Ich hatte eine Menge gerahmter Originalarbeiten und Drucke in A3 mitgebracht. Ich erntete viel Bewunderung (was ein echter Selbstvertrauens-Boost war). Aber niemand wollte sie haben. Die Leute kaufen spontan. Sie gehen durch den Markt und kaufen, was sie leicht mitnehmen können. Daher ist A4 und darunter das Format, das am meisten Erfolg verspricht.
3. Billig geht vor aufwändig und kunstvoll:
Es scheint, dass viele Leute mit einem bestimmten Budget im Auge auf solche Märkte kommen und dieses nicht überschreiten wollen (was zugegebenermaßen klug ist!). Daher werden preiswerte Dinge von den Kund:innen bevorzugt. Außerdem sind viele von ihnen einfach auf der Suche nach einem Souvenir, das sie mit nach Hause nehmen können. Das lässt Originale definitiv außen vor. Tatsächlich waren es meine Postkarten, die sich am meisten verkauften.
4. Menschen begreifen mit den Händen:
Ich habe nicht damit gerechnet, wie sehr es die Leute lieben, Drucke durchzublättern und sie so selbst zu entdecken. Ich habe alle meine Originale gerahmt und die Drucke in versteckten Kisten aufbewahrt und sie nur bei Gelegenheit gezeigt. Der Grund dafür ist, dass ich es wirklich hasse, noch mehr Plastik in die Welt zu einzubringen, und die einzige Möglichkeit, die Drucke zugänglich zu machen, wäre, sie in Folie zu packen. Letzlich führt wohl wirklich kein Weg daran vorbei.
5. Vergiss nicht auf das Tischtuch:
Nicht Handtücher sollte man immer dabei haben – Tischtücher! Tischtücher sind super praktisch. Sie lassen deinen Stand sofort professioneller aussehen. Sie eignen sich auch hervorragend zum Verstecken von Kisten und zusätzlichem Material unterm Tisch. Das war mir eigentlich klar. Ich hatte diesen Punkt auf meiner Liste. Ich habe trotzdem vergessen, eines mitzubringen.
Und zum Schluss: 6. Designmärkte sind Orte des Marketings nicht des Verkaufs
Die Leute sehen sich deine Sachen an, sie bewundern deine Kunst, aber sie üben sich in Zurückhaltung, wenn es darum geht, etwas zu kaufen, das sperrig oder teuer ist. Mit etwas Glück, stecken sie deine Visitenkarte ein, erinnern sich an deine Arbeit und melden sich später bei dir.
Trotz dieser kleinen Hoppalas hatte ich eine Menge Spaß auf dem Markt. Ich habe nette Leute getroffen – sowohl Kund:innen als auch andere Kunsthandwerker:innen und Künstler:innen. Ich habe selbst Kunst gekauft. Und ich werde das Gelernte für den nächsten Markt nutzen. Das wird übrigens der WAMP in Wien am 15. April 2023 sein. Wenn du in der Nähe bist, dann schau doch vorbei! Ich werde einige neue Postkarten (und sogar ein Postkartenset) dabei haben und es wird einige A4-Drucke zum Durchblättern geben!